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Waschmittel aus Kastanien und medizinische Wirkkraft der Kastanie

Waschmittel aus Kastanien selbst herstellen - Seife selber machen - Herbst - Blog - Praxis Thielmann

Ist es wirklich schon Herbst? Vor Tagen noch schien uns die Sonne den Sommer zu verlängern, doch die Kastanienbäume sprechen für sich: Ihre Blätter welken zu allererst und wer zuvor barfuß über die Wiesen schlenderte, sollte nun besser darauf verzichten, denn überall liegen die dornig ummantelten Kastanien verteilt. Die Kapselfrüchte der Pflanzengattung Aesculus (Rosskastanie, "die stink normale", die früher Rössern zur Genesung verabreicht wurde) gehören zu den Seifenbaumgewächsen (Sapindaceae). Dementsprechend befinden sich in der "stink normalen" Kastanie herrlich wirksame Saponine. Das sind chemische Verbindungen, welche erst im Wasser aktiv werden und seifenähnliche Fähigkeiten besitzen. Schnappen wir uns also ein paar Kastanien für ein DIY-Experiment!

Wie stellt man Waschmittel aus Kastanien her?

Sich selbst ein Waschmittel aus Rosskastanien herzustellen, ist denkbar einfach. Hier gibt es die Anleitung dazu:

 

  1. Man nehme 5 bis 10 frisch gefallene Kastanien und schält sie. Falls sie beschmutzt sind, sollte man sie eventuell kurz abspülen.

  2. Man schneide sie auf einem stabilen Brettchen mit einem Hackmesser in Viertel. An der dunkelbraunen Oberseite dringt das Messer gut durch, daher sollte die graue Unterseite, die härteste Stelle an der Nuss, zuunterst liegen.

  3. Man nehme ein verschraubbares Glas mit 300ml (lauwarmen) Wasser,

  4. werfe die geschnittenen Kastanien hinein und lasse sie mindestens 2 Stunden oder über Nacht darin ziehen. Hierbei entwickelt sich ein milchiger Sud, der beim Schütteln Schaum bildet und erkennbar macht: Die Kastanien haben ihre Seifen-aktiv-Stoffe abgegeben.

  5. Zu guter letzt schüttet man jene Flüssigkeit ohne die Kastanien direkt auf die Wäsche in die Waschtrommel oder ins übliche Waschmittelfach der Waschmaschine.

Was sollte man bei Kastanienwaschmittel beachten?

100 bis 300 ml Flüssigkeit reicht für einen Waschvorgang, je nach dem ob man 4 oder 8 kg Wäsche waschen möchte, vollkommen aus. Normale 30- bis 60°C-Wäsche wäscht sie problemlos sauber.

Die Flüssigkeit hält sich bei Zimmertemperatur in einem Schraubverschlussglas mit wenig Luftinhalt ein bis zwei Tage. Sobald die Seife säuerlich riecht, ist sie nicht mehr zu verwenden. Im Kühlschrank hält sie sich geschätzt vier Tage.

Weiße Wäsche mit Kastanienwaschmittel zu waschen, könnte bräunliche Flecken hervorrufen - sie gehen zwar wieder heraus, aber um Arbeitsaufwand zu sparen, rate ich davon ab. (Das Waschverhalten bei Wolle und Seide habe ich nicht getestet.)

 

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass die Saponine der Kastanie wohl gesundheitsschädlich für Fische sein sollen. Hierzu gibt es durch den erst neu aufgekommenen Trend (Stand 2016) leider noch keine Studien. Fraglich ist hierbei: Was hinterlassen herkömmliche Waschmittel in unseren Flüssen? In ihnen sind schließlich auch Saponine und dazu noch weitere chemische Substanzen (die Wechselwirkungen hervorrufen können) in konzentrierter Form enthalten. Ich nehme an, dass ein paar Haushalte, die Rosskastanien saisonbedingt verwenden, keinen größeren Schaden anrichten können, als die üblichen Waschmittel. Letztendlich ist die Dosis das Gift und die Verantwortung, wirksame Kläranlagen zu bauen, liegt in der Politik, die wir wählen und mitbestimmen. Wahrscheinlich kann man wenig falsch machen, wenn man auf ökologische Waschmittel (wie Frosch und Alverde) zurückgreift und diese reduziert anwendet und ab und zu Rosskastanienwaschmittel verwendet.

 

In anderen Kulturen wie in Indien werden Seifenfrüchte schon seit langer Zeit genutzt. Durch die stetig wachsende Nachfrage an Waschnüssen in europäischen Ländern, steigen jedoch die Kosten für Waschnüsse im Ausland rapide, wodurch die dort wachsende und günstige Waschnuss für die ursprünglichen Verbraucher unerschwinglich wird. Aus diesem Grund ist vom Kauf der Waschnüsse eher abzuraten. Mit einem selbsterstellten Vorrat an Kastanienwaschmittel aus der Region für ein oder ein halbes Jahr verringert man negative Auswirkungen wie unnötigen Lastenverkehr von Land zu Land.

Weitere Tipps, um das selbstgemachte Waschmittel zu optimieren:

  • Wer zum neutralen Geruch der üblichen Rosskastanie einen Duft in der Wäsche haben möchte, füge ätherische Öle hinzu.
  • Wessen Haushalt stark kalkhaltiges Wasser hat, kann 1-2 Esslöffel Essig in die Flüssigkeit mischen - der Geruch verfliegt wieder und das Waschmittel kann besser arbeiten.
  • Wer die Waschkraft erhöhen möchte, kann sich (z.B. in Apotheken) Soda / Natron kaufen und von diesem 2 Esslöffel in die Flüssigkeit mischen.
  • Wer über die Kastaniensaison hinaus Kastanienwaschmittel verwenden möchte, kann frische Kastanien mit einem starken Hackgerät (oder einer elektrischen Kaffeemühle) zerkleinern und dieses Granulat auf einem frischen Küchenhandtuch auf einem (Backofen-) Gitter am Fenster im Sonnenschein 2 Tage trocknen lassen oder zwei Stunden mit Kochlöffel in der Backofentüre bei 60°C oder in einem Dörrgerät. Das getrocknete Granulat hält sich bis zu 3 Jahre in festverschlossenen, luftdichten Behältern. Zum Waschen schüttet man einfach 300g Granulat in 300ml warmes Wasser, nach ein bis zwei Stunden ist das "frische" Waschmittel anwendbar.

Was kann die Kastanie noch? Die Kastanie in der Medizin:

Die Kastanie ist ein beliebtes Bastel- und Spielzeug für Kinder, aber sie kann noch mehr. Beispielsweise ist die Kastanie auch homöopathisch relevant. In der Homöopathie wird kein einzelner chemischer Wirkstoff einer Pflanze gewonnen, sondern der ganze Wirkkomplex einer Pflanze übernommen. Das heißt vereinfacht dargestellt, dass aus der Kapselfrucht die ganze Kastanie zermahlen und in Alkohol vermischt wird. Bei dieser Mischung, gibt die Kastanie ihre komplexen Wirkstoffe ab. Der Alkohol,  der die Wirkstoffe vor Bakterien schützt und haltbar macht, enthält somit die giftige oder heilende Kraft der Kastanie.

Waschmittel aus Kastanien herstellen - DIY - Kastanie Aesculus Praxis Thielmann
Bildquelle: http://naturmedizin.lauftext.de/rosskastanie.htm

 

Das homöopathische Medikament heißt nun "Aesculus hippocastanus" und wird weiter verdünnt und geschüttelt. Hierbei entstehen die typischen "Potenzen" (Beispiel: D6, C12, Q100). Mit jeder Verdünnung wird die mögliche Nebenwirkung abgeschwächt, mit jeder Verschüttelung wird die Wirkkraft auf informeller Ebene weitergegeben, sodass aus einigen Tropfen des Kastaniensuds einige hundert Tropfen wirksame Medizin werden.

 

Aesculus hippocastanus ist eine Arznei für Menschen, die Beschwerden in Rücken und Becken befallen, welche sich beim Bücken oder Laufen verschlechtern. Hierzu ein Auszug aus dem Arbeitsbuch "Leitsymptome in der homöopathischen Therapie" von E.B.Nash:

"(...) soweit bekannt, konzentriert sich seine ganze Brauchbarkeit in seiner Wirkung auf die untere Rücken- und Beckengegend und immer hervorstechend, ist folgendes Symptom: Beständiger, dumpfer Rückenschmerz, der das breite Kreuz und die Hüften affiziert, durch Gehen oder Bücken bedeutend verschlimmernd.

(...) Es ist eines unserer Hauptmittel gegen Hämorrhoiden.
Außer dem Rückenschmerz besteht ein Gefühl von Vollheit, Trockenheit und Stechen, als ob der Mastdarm voll von kleinen Holzstückchen wäre.
(...) Bei Husten und Halsschmerz ist Aesculus von mir mit sehr gutem Erfolg angewendet worden. Der Schnupfen ist dem Arsenicum-Schnupfen sehr ähnlich, dünn, wässrig und brennend; was aber Aesculus hier charakterisiert, ist das Gefühl von Rohheit: Einatmen kalter Luft ist unangenehm. Im Hals hat es das selbe Gefühl von Rohheit, sowohl bei der akuten, wie bei der chronischen, follikulären Pharyngitis, für welche es oft ein gutes Mittel ist."

 

 

 

Hinweis: Dieser Artikel soll im Sinne unseres Mottos, "wage zu wissen", die Vielfältigkeit der Medizin aufzeigen. Wir raten von der Einnahme jeglicher homöopathischer Mittel ohne Absprache eines klassisch homöopathisch arbeitenden Arztes oder Heilpraktikers dringend ab, um Nebenwirkungen und Unterdrückungen zu verhindern. Der Besuch dieser Seite kann nicht den Besuch eines Arztes oder Heilpraktikers ersetzen. Suchen Sie bei langandauernden oder starken Beschwerden stets einen Arzt oder Heilpraktiker auf. 

 

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Badspiegel (Samstag, 24 Dezember 2016 19:55)

    Hier habe ich einige wertvolle Informationen erhalten, werde es auch mal ausprobieren. Vielen dank.
    Gruß Sina

  • #2

    Ursula (Dienstag, 18 Dezember 2018)

    Ein sehr interessanter Artikel. Habe bereits schon häufiger davon gehört, dass man aus Kastanien Waschmittel machen kann. Vielleicht werde ich das auch einmal ausprobieren (https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-aktien/henkel-ag-co-kgaa.htm)

  • #3

    Yasmina (Samstag, 29 Juni 2019 11:53)

    Hallo! Der Text ist toll, das waschen funktioniert! Mache das jedes Jahr jetzt mit viel Freude :-)